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Wie kann ich das ansprechen?

Menschen in einer Krise brauchen Aufmerksamkeit und auch Verständnis für ihre Gefühlslage.

Schon eine einzige wohlwollende Bezugsperson kann eine sehr große Hilfe sein und viel Positives bewirken. Ein Gespräch kann Entlastung bringen, die Situation entschärfen oder im Idealfall sogar die Krise lösen. 

Zeit, Ort und eigene Stimmung bedenken

Solche Gespräche brauchen Zeit und einen geeigneten Ort. Bequeme Sitzgelegenheiten, Ruhe und Ungestörtheit helfen dabei, eine angenehme Atmosphäre zu schaffen. Krisengespräche können spontan passieren oder auch vorbereitet werden. Wertschätzung, Empathie und Akzeptanz gegenüber dem Gesprächspartner oder der Gesprächspartnerin sind die Grundhaltungen in jedem Gespräch. Auch die persönliche Stimmung ist für den Erfolg des Gesprächs wichtig. Suchen Sie das Gespräch nur, wenn Sie sich gut fühlen und Sie die Kraft haben, schwierige Dinge zu hören.  

Langsam auf das Thema eingehen

Beginnt man ein Gespräch mit einer einladenden Geste oder einem freundlichen Satz, ermöglicht das dem Gegenüber, sich darauf einzustellen. Gleich „mit der Tür ins Haus zu fallen“ überrumpelt viele, was ein Gespräch erschweren kann. Beginnen Sie mit Sätzen, wie „Ich mache mir Sorgen um dich, ist etwas los bei dir?“ oder „Ich habe das Gefühl, dass es dir zur Zeit nicht gut geht. Möchtest du mit mir darüber sprechen?“  

Zuhören und selbst zurückhalten

Der Mensch in der Krise soll berichten, erzählen, aber auch schweigen dürfen. Lassen Sie Ihr Gegenüber ausreden und unterbrechen Sie ihn oder sie nicht. Hören Sie genau hin und versuchen Sie, wahrgenommene Gefühle in Worte zu fassen. Sie können Gesagtes wiederholen, um sicherzugehen, dass Sie es richtig verstanden haben. Halten Sie sich mit Ideen, Antworten oder Patentrezepten zurück – auch wenn sie Ihnen schon auf der Zunge liegen. Möglicherweise liegt das Problem woanders, als es auf den ersten Blick scheint. Mit großer Wahrscheinlichkeit lassen sich die Probleme nicht direkt lösen. Schon Ihre Aufmerksamkeit, Ihr Mitgefühl und Ihre Bereitschaft zuzuhören sind echte Hilfen. 

Vertraulich behandeln

Behalten Sie das Gehörte grundsätzlich für sich. Wenn Sie sich jedoch mit der Situation überfordert fühlen, sie für Sie zur Belastung wird oder akute Gefahr besteht, können Sie sich beraten lassen, wie Sie weiter vorgehen können. Die Begleitung von Menschen in Krisen ist keine einfache Aufgabe und es ist normal, dass Freunde und Angehörige dabei an ihre Grenzen stoßen. Vergessen Sie nicht: Die Lösung der Probleme liegt nicht in Ihrer Verantwortung. Aber Sie können die Person bei der Problemlösung unterstützen, solange es Ihnen dabei gut geht. Hören Sie auf Ihr eigenes Bauchgefühl. 

Nach Suizidgedanken fragen

Erhärtet sich der Verdacht, dass das Gegenüber Suizidgedanken hat, sollte man dies unbedingt ansprechen. Die Angst, das Gegenüber dadurch erst auf die Idee zu bringen, ist unbegründet. Fragen Sie direkt nach: „Hast du schon einmal darüber nachgedacht, dir das Leben zu nehmen?“ Dadurch bekommt der Mensch die Chance, darüber zu sprechen. Viele Menschen berichten nach einem missglückten Suizidversuch, dass ihnen einfach jemand gefehlt hat, der da war. Auch wenn das Gehörte für Sie ein Schock ist: Versuchen Sie, möglichst ruhig und gefasst zu bleiben und nicht „auszuflippen“. 

Handlungsmöglichkeiten aufzeigen

In einer Krise hat man häufig einen Tunnelblick, was es erschwert Lösungen für die Probleme zu finden. Gemeinsam die Krise aus verschiedenen Standpunkten zu betrachten, über eigene Handlungs- und Bewältigungsmöglichkeiten zu sprechen und die Person zu stärken, sind entscheidend. 

Natürlich lassen sich nicht alle Probleme durch ein Gespräch lösen. Was jede und jeder tun kann ist, für Menschen in einer Krise da zu sein, ihnen zuzuhören und gegebenenfalls gemeinsam nach professioneller Hilfe zu suchen. Es kann auch sein, dass die Person noch nicht bereit ist, darüber zu sprechen, dann sollte man das Gesprächsangebot zu einem späteren Zeitpunkt nochmals machen.  

 

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