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Werden Sie „reicher als reich“!

Slogans wie „Wetten, Sie gewinnen“ oder „reicher als reich“ sprechen nicht nur Erwachsene an. Auch Jugendliche lockt das schnelle Geld.

 

Glücksspiele sind in Österreich erst ab 18 Jahren erlaubt. Doch die Zahlen einer österreichweiten Studie zeigen eine andere Realität. Beinahe 10 % der Jugendlichen zwischen 14 und 17 Jahren haben sich in den letzten 12 Monaten, knapp 4 % in den letzten 30 Tagen, an Glücksspielen beteiligt. Junge Menschen nutzen vor allem Rubbellose, Sportwetten, Automaten oder Kasinospiele im Internet. Die Angebote im Netz sind dabei besonders bedenklich.

Stets verfügbar, anonym und meist ohne wirkliche Alterskontrollen versprechen sie unendliche Gewinnmöglichkeiten. Die meisten Jugendlichen haben ein unbedenkliches Spielverhalten. Sie spielen zum Vergnügen. Doch nicht wenige SpielerInnen gehen Risiken ein, die jeglicher Vernunft entbehren.

Dass die Weichen für eine Glücksspielsucht bereits in der Jugend gestellt werden, bestätigen auch Spielsüchtige. Die Hälfte der problematischen Glücksspieler zeigte bereits in der Jugend Tendenzen in diese Richtung. Andreas Prenn, SUPRO-Leiter, bestätigt das: „Aus meiner Erfahrung kann ich sagen, dass ich immer wieder sogenannten ‚Zockertypen’ begegnet bin. Das waren meistens männliche Jugendliche, die trotz geringer Gewinnchancen um Einsätze gespielt haben, die in keiner Relation zum Gewinn standen. Die meisten Menschen haben eine innere Bremse, die sie vor unvernünftigen Handlungen abhält, bei ‚Zockertypen’ ist diese außer Kraft“.

 

Risikogruppen

Besonders gefährdet sind männliche Jugendliche mit Migrationshintergrund, die gerne Computer spielen und dem Konsum von Tabak, Cannabis oder anderen illegalen Drogen nicht abgeneigt sind. Jugendliche mit einer Spielproblematik in der Familie oder einem schwierigen Lebenshintergrund suchen Ablenkung im Spiel und empfinden den Kick des Spiels als besonders stark. Doch nicht nur die persönliche Veranlagung und Familiensituation spielen eine Rolle, generell ist die Risikobereitschaft von Jugendlichen höher, auch den Einfluss ihrer Freunde und der Medien sollte man nicht unterschätzen.

Mediale Vorbilder locken
Medien haben dabei geholfen dem Glücksspiel ein positives Image zu verpassen. Sie liefern Jugendlichen Vorbilder durch die Heroisierung von SpielerInnen und ihren Gewinnen. Dabei wird selten die Schattenseite gezeigt. Vor allem der Poker-Bereich boomt. Im Fernsehen und Filmen („Casino Royale“) wird Pokern als cooles Spiel mit beinahe unendlichen Gewinnmöglichkeiten präsentiert. Gleichzeitig haben die SpielerInnen oft das Gefühl den Ausgang des Spiels durch ihr Wissen und Talent steuern zu können. Das stimmt natürlich nur zum Teil, denn es ist und bleibt ein Glücksspiel. Der Zugang zu Glücksspielen über Smartphones oder Internet ist für Kinder und Jugendliche sehr einfach. Spieler- und Jugendschutz fehlen meist oder sind leicht zu umgehen. Dort finden sich eine Fülle an Spiel- und Wettmöglichkeiten und allzu oft werden die Kids richtiggehend „angefixt“. Spiele ohne Geldeinsatz mit der Botschaft „Du hättest jetzt 30.000 Euro gewonnen!“ verlocken schnell dazu, mit der Kreditkarte der Eltern „richtiges Geld zu machen“. „Ein verantwortungsbewusster Umgang mit Glücksspielen muss ähnlich erlernt werden, wie der Umgang mit Taschengeld und Alkohol“, fordert Heidi Achammer von der SUPRO.

 

Psychosoziale Faktoren
Wenn die Einsätze steigen und sich die Spielfrequenz erhöht, ist Vorsicht geboten. Ob Menschen spielsüchtig werden hängt von ihrer persönlichen Empfänglichkeit und sozial prägenden Kindheitserlebnissen ab. Dazu kommen die Verfügbarkeit der Spiele, die gesellschaftliche Akzeptanz und andere psychosoziale Faktoren. Auch Eltern sollten sich ihrer Vorbild-Wirkung bewusst sein, denn der familiäre Umgang mit Geld, Glücksspiel und negativen Gefühlen, wie Stress, spielt eine große Rolle. Neben der Sensibilisierung und Aufklärung der Bevölkerung setzt erfolgreiche Prävention vor allem beim Spieler- und Jugendschutz an. „Für uns ist ein funktionierender und sanktionierter Jugendschutz die wichtigste Maßnahme. Gerade im Online-Bereich sehe ich erhöhten Handlungsbedarf. Glücksspiel sollte erst ab 18 Jahren sein und das nicht nur auf dem Papier“, erklärt Prenn.

 

Lebenskompetenzen
„Wir setzen auf Programme, um die Lebens- und Risikokompetenzen zu stärken. Kinder und Jugendliche, die lebenskompetent sind, werden weniger schnell süchtig“, schließt SUPRO-Leiter Andreas Prenn ab.