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Unser Zugang

Die Übergänge zwischen Abstinenz und Suchtmittelabhängigkeit sind fließend

Der Konsum von Drogen, Alkohol, Medikamenten, von Suchtmitteln an sich, ist unserer Ansicht nach weder gut noch schlecht. Die Übergange zwischen Abstinenz, genussorientierten Konsum, moderaten Konsum, problematischen Konsum von Suchtmitteln und Suchtmittelabhängigkeit sind fließend. Konsummuster, Konsummotive und konsumierte Substanzen unterscheiden sich zudem oft gesellschaftlich-historisch als auch individuell-biographisch.

Wir stellen einerseits fest, dass der Konsum von Drogen damit anthropologisch begründet und ein historisch-kulturell übergreifendes Phänomen zu sein scheint. Wir stellen andererseits fest, dass mit dem Konsum von Drogen mehr oder weniger große gesundheitliche und psychosoziale Risiken verbunden sind. Diese Risiken sind abhängig von der konsumierten Droge selbst, vom Konsumverhalten und -muster, vom Individuum selbst, vom rechtlichen Status der Droge und von der gesellschaftlichen Rolle und Position des Individuums.

Wir unterscheiden den experimentellen, moderaten und genussorientierten Konsum von Drogen, welcher, obzwar gesellschaftlich mehr oder weniger unerwünscht, zwischenzeitlich weit verbreitet ist, von problematischen und abhängigen Konsum von Drogen. Unter problematischen Konsum verstehen wir ein Verhalten, das dadurch geprägt ist, dass der Konsum von Drogen als subjektiv adäquate Möglichkeit bei der Bewältigung innerer und/oder äußerer Krisen, spezifischer und normativer Belastungen, negativen Emotionen und negativen Selbst- und Fremderfahrungen, betrachtet wird. Unter abhängigen Konsum verstehen wir ein Verhalten, dass dadurch geprägt ist, dass der Konsum von Drogen als subjektiv einzige Möglichkeit der Lebensbewältigung bzw. des Überlebens betrachtet wird. Drogenabhängigkeit stellt unseres Erachtens das Ergebnis eines letztendlich gescheiterten Versuches der Selbstheilung und Besserung durch Selbstmedikation dar.

Wir sind der Ansicht, dass die Suche und das Finden einer persönlichen Position und Haltung bzgl. des “richtigen” Umganges mit Drogen für Jugendliche und junge Erwachsene zwischenzeitlich eine normative Entwicklungsaufgabe darstellt. Diese Entwicklungsaufgabe ist im Spannungsfeld einer drogenpolitisch doppelmoralischen Gesellschaft eingebettet, welche einerseits “gute” und “schlechte”, legale und illegale Drogen unterscheidet, andererseits charakterisiert ist durch das Aufeinanderprallen der Ideologie einer drogenfreien Kultur mit der sozialen Realität des massenhaften Konsums psychotroper Substanzen.

Problematischer Konsum und Drogenabhängigkeit sind unserer Ansicht nach multifaktoriell bedingt. Theorien und Konzepte humanwissenschaftlicher Einzeldisziplinen für sich allein greifen zu kurz. Biologische, psychologische, soziologische, pädagogische, philosophische und historische Erklärungsansätze liefern bestenfalls Fragmente zu einem besseren, dadurch noch langst nicht hinreichenden Verständnis des Phänomens Drogenmissbrauch und -abhängigkeit.