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Angehörigenarbeit

Erfahrungsbericht von einer Frau, die mit der Spielsucht ihres Mannes konfrontiert wird

Konfrontation

Wie ein Sturz auf den knallharten Boden war es, als ich auf der Bank angesprochen wurde, dass unser Konto den Bezugsrahmen erreicht hat. Wir hatten immer einige Tausend im Plus. Nachdem mein Mann alle Zahlungen erledigte, schaute ich auch nicht regelmäßig nach dem Kontostand. Meine Füße waren ganz wackelig, ich wusste nicht wie ich nach Hause kommen sollte.

Zuhause war ich die ersten Stunden wie gelähmt. Hatte ich schon etwas geahnt, befürchtet? Ich traute mich nicht meinen Mann anzurufen. So fand er mich als er nach Hause kam, immer noch in der gleichen Stellung sitzend.

So wie immer, der Begrüßungskuss und dann die Frage was mit mir los sei. Zuerst schaute ich ihn nur an und fing dann mit ihm zu schreien: Was ist mit unserem Geld, was machst du damit? Jetzt wurde er bleich und setzte sich und nach einer Weile fing er an zu weinen.
Das brachte mich ganz aus dem Konzept. Das hatte ich noch nie erlebt.

Und dann kam ein weiterer Alptraum: Er spielt. Er spielt im Casino an Automaten. Er hat noch viel mehr verspielt. Es gibt keine Reserven mehr.

Unterstützung suchend

Eine Freundin riet mir, mich ans Clean zu wenden. Da sind wir jetzt beide in Therapie. Anfänglich war ich in den Gesprächen nur wütend. Dann begann ich langsam zu verstehen unter welchem Druck mein Mann stand, beruflich und auch mit uns. Er möchte gerne etwas anderes arbeiten und wollte mich nicht verunsichern. Er kennt meine Ängste, dass ich aus einer Familie komme, wo das Finanzielle immer ein Problem war.

Jetzt beginnen wir wieder mehr miteinander zu sprechen. Manchmal wache ich auf und habe Panik ob unsere Beziehung wieder gut wird, ob ich ihm wirklich vertrauen kann.
Und immer noch stelle ich mir die Frage, warum ich nichts gemerkt habe, was wollte ich nicht sehen?

Wir werden sicher noch länger ins Clean gehen, mein Mann geht inzwischen auch in die Gruppe für Spieler.