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Suchtberaterlehrgang zu Besuch

Die Therapiestation Lukasfeld bot den Teilnehmern eines internationalen Lehrgangs Einblick in die suchttherapeutische Arbeit.

Über das Weiterbildungszentrum Schlosshofen in Lochau wird in Kooperation mit der FHS St. Gallen ein viersemestriger Lehrgang für Suchtberatung angeboten. Zielgruppe sind Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus ambulanten und stationären Einrichtungen, die eine Verbesserung ihrer suchttherapeutischen Qualifikation anstreben. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer kommen aus mehreren Ländern, der mit Abstand größte Teil aus Südtirol. Im Rahmen eines dreitägigen Unterrichtsblocks war für den letzten Tag, den Samstag, 29.3.14, der Besuch in der TS Lukasfeld vorgesehen. Für eine der Teilnehmerinnen, Elke Ammann, die in der Soziotherapie der TS Lukasfeld arbeitet, war dies ein „Heimspiel“. Erfreulicherweise hatten sich auch drei Patienten bereiterklärt, an dieser Veranstaltung teilzunehmen.

Wir haben ganz praxisnahe eine Großgruppensituation simuliert, die unserem Alltag in der TS Lukasfeld so nahe wie möglich kommen sollte. Die Gruppengröße mit 26 Personen entsprach in etwa der Gruppengröße, wie wir sie sonst auch oft haben. Wie in unseren täglichen therapeutischen Großgruppen, an welchen alle Patientinnen, Patienten, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter teilnehmen, haben wir mit einer Achtsamkeitsmeditation begonnen. Dabei nutzen wir die Samatha-Technik, also die einspitzige Fokussierung auf ein Objekt. In unserem Fall handelt es sich um die Atmung und die gesamte Wahrnehmung soll sich auf die Stelle in der Nase konzentrieren, an welcher wir den kühlen Luftstrom beim Einatmen und den warmen Luftstrom beim Ausatmen spüren. Dies ist eine gut nutzbare Verankerung in der Gegenwart und zu diesem Anker können wir immer wieder zurückkehren, wenn uns die verschiedensten Gedanken wegziehen wollen, sei es in die Vergangenheit, sei es in die Zukunft. Das Ziel besteht in einem achtsamen Verweilen im Hier und Jetzt und mit diesen Übungen, die wir seit 2007 in jeder Großgruppe durchführen, haben wir wohl schon etwas vorweggenommen, was im Rahmen der starken Verbreitung der Achtsamkeitsgestützten Suchttherapie in vielen anderen Einrichtungen jetzt auch begonnen wurde.

In Übereinstimmung mit dem sonstigen Ablauf unserer Großgruppen haben wir einige Hausordnungspunkte besprochen, die vor Allem am Anfang des Aufenthaltes auf der Entwöhnungsseite wichtig sind, wir haben die Funktionen eines Patientencoach erklärt und über die Ordnung im Haus und ums Haus gesprochen. In einer Blitzlicht-Runde sind sämtliche Gruppenteilnehmerinnen und –teilnehmer aufgefordert, anhand einer Skala von null bis zehn ihr aktuelles Befinden einzustufen, wobei der Mittelwert bei fünf liegt. Üblicherweise wird dann auch noch der jeweilige Tagesablauf durchgesprochen, so gibt es Gesprächstermine, bestimmte Gruppen oder die Arbeit in den Hausdiensten. Zu den obligatorischen Punkten gehören auch Berichte von den Ausgängen des Vortags sowie die Planungen für aktuelle Ausgänge. Gerade am Freitag nehmen wir uns dafür viel Zeit und besprechen diese Planungen im Rahmen von Kleingruppen.

Für diese Exkursion war es sehr hilfreich, dass sich drei Patienten zur Verfügung stellten, einer davon war zuletzt 2003 stationär gewesen, und konnte auch noch vergleichen, was sich innerhalb dieser elf Jahre verändert hat. Es bestand dann die Gelegenheit, sowohl die Entgiftungsstation als auch die Entwöhnungsstation anzuschauen, einiges konnte auch ausprobiert werden, beispielsweise die Farblichttherapie.

Während am Vormittag der Praxisbezug im Vordergrund stand, konnte am Nachmittag die Theorie nachgeliefert werden. Es stand auch viel Zeit für Fragen zur Verfügung und naturgemäß war es sehr spannend, über die Grenzen zu blicken und Vergleiche mit ambulanten und stationären Einrichtungen in Italien anzustellen. Auch die informellen Kontakte kamen nicht zu kurz, etwa beim gemeinsamen Mittagessen in einem chinesischen Lokal in Meiningen oder im Rahmen von Kaffee und Kuchen zum Ausklang dieser Weiterbildungsveranstaltung. Wir freuen uns, dass Gruppen wie diese darauf hinweisen, dass es doch ein gewisses Interesse an einer Verbesserung der suchttherapeutischen Qualifikation und an der Suchtkrankenhilfe gibt. In Anbetracht der regionalen und internationalen Entwicklungen ist der Bedarf an engagierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in diesem Bereich nach wie vor sehr hoch.