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Sucht nach "Spiel mit dem Feuer"

Ein Patient der Beratungsstelle Clean erzählt im WANN & WO von seiner Glücksspielsucht.

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Quelle: WANN & WO von JACQUELINE FRITSCHE

„Ich habe erst spät erkannt, dass ich massiv unter einem Suchtproblem litt. Anfangs wollte ich mir diese Tatsache nicht eingestehen, da mir selbst meine Lügen und die Schulden, ja selbst das Stehlen von Geldmitteln diesbezüglich nicht problematisch vorkamen“, so der ehemalige Süchtige, der in W&W verständlicherweise anonym bleiben will. Die Gewohnheit des Glücksspiels fing bei dem Patienten bereits im Jugendalter an. Damals konnte er sich noch nicht vorstellen, unter welch gravierendem Suchtdruck er einmal leiden würde. Wie bei den meisten Betroffenen entwickelte sich zunächst ein recht harmloses Spielverhalten im Kreise von Gleichgesinnten. Bald schon begann allerdings die typische Abwärtsspirale, die mit vielen Suchterkrankungen einhergeht.

Diagnose wird zur Rettung

Der Patient weiter: „Erst als gesundheitliche Probleme aufgrund meiner Sucht auftraten, bemerkte meine Hausärtztin die Ursache allen Übels. Es war ein Gefühl der Erlösung und eine Rettung für mich, als sie die Glücksspielsucht diagnostizierte und mir eine stationäre Therapie ermöglichte.“ Nach etlichen Jahren des Suchtdrangs bekam der Vorarlberger die professionelle Hilfe, die er dringend benötigte. Auch die Angehörigen des Patienten, welche sein Suchtverhalten unwissentlich durch das Leihen von Geld teilweise unterstützten, waren sehrerleichtert. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte der Betroffene seine Sucht mit jeder erdenklichen Art des Glücksspiels gefördert. „Das Adrenalin beim Glücksspiel lässt auf Dauer schneller wieder nach und befriedigt dadurch den Suchtdruck nicht mehr. Das Verlangen wird immer stärker und dabei geht es längst nicht mehr ums Gewinnen, sondern rein um das Spielen an sich.“

Der Weg aus der Sucht

Heute ist der Patient seit über einem Jahr ohne Rückfälle. „Es war eine sehr schwerer Zeit, die oft von Hoffnungslosigkeit geprägt war und mir sehr viel abverlangt hat. Doch ich bin stolz darauf, dass ich stets weitergekämpft habe. Auch wenn Rückfälle sehr frustrierend sind, habe ich dennoch stets die Kraft gefunden, um mein Leben wieder in die richtige Bahn zu lenken.“ Seit zweieinhalb Jahren befindet sich der Betroffene nun in Behandlung im Clean und geht nach Jahrzehnten der Suchterkrankung wieder voller Lebensfreude seinem geregelten Alltag nach. „Ich sehe voller Zuversicht in die Zukunft, da die Spielsucht nicht mehr mein Leben bestimmt. Ich habe lange gebraucht, um mir meine Schuld daran einzugestehen und mein Suchtproblem anzunehmen. Deshalb möchte ich an betroffene Menschen appellieren, sich helfen zu lassen und einzusehen, dass das Glücksspiel ein Spiel mit dem Feuer ist.“

 

Statements – von Suchtexperten

„Wichtig ist, es selbst zu erkennen” Wolfgang Grabher, Leitung Beratungsstelle Clean Bregenz und Feldkirch:

„Wie bei allen Suchterkrankungen geht es darum, die Auslöser zu finden, die Suchtgedanken zu reduzieren, den Suchtdruck zu überwinden und ein alternatives Verhalten zu fördern. Das Wichtigste ist, dass man sich die Krankheit selbst eingesteht und nicht verharmlost, um überhaupt an sich arbeiten zu können. Ein weit verbreiteter Irrtum ist, dass es sich bei der Glücksspielsucht um eine reine Willenskraft-Sache handelt.“

 

„In kurzer Zeit enorme Schulden!” Christian Rettenberger, Suchtberater bei Supro:

„Es gibt eine wachsende Gruppe, die anfällig für ein problematisches Glücksspielverhalten ist. Bei diesen Menschen ist es nötig, spezifisch Präventions angebote zu setzen. Die Anzahl der Glücksspielangebote erhöht sich sowohl offline, als auch online ständig. Zusätzlich verstärkt die Corona-Krise den Anstieg im Online-Glücksspiel. Bei dieser Abhängigkeit ist der finanzielle Faktor besonders zu betonen. In kurzer Zeit können enorme Schulden angehäuft werden.“