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Nur noch jeder Fünfte raucht

Suchtberater sieht bei Jungen aber eine Tendenz zu nikotinhaltigen Alternativen.

SCHWARZACH Vor 20 Jahren bildeten rauchende Jugendliche eine absolute Mehrheit. Heute handelt es sich um eine deutliche Minderheit. Das zeigt die Entwicklung bei den stellungspflichtigen Männern, bei denen das sehr genau erfasst ist: Der Raucheranteil ist bei ihnen laut Statistik Austria stark zurückgegangen. Durch Einschränkungen hat sich diese Entwicklung zuletzt sogar noch beschleunigt.

Starker Rückgang
Beim Geburtsjahrgang 1982 belief sich der Raucheranteil bei den gemusterten Vorarlbergern auf 50,6 Prozent. Beim Jahrgang 2002, der seit Kurzem vollständig erfasst ist, handelte es sich nur noch um 21,2 Prozent. Das entspricht gut einem Fünftel. Österreichweit ist der Anteil mit 23,3 Prozent etwas höher.

Nach Bundesländern beträgt er zwischen 28 Prozent bei Niederösterreichern und 20,1 Prozent bei Wienern. „Das überrascht mich nicht, es entspricht meiner Wahrnehmung“, sagt Andreas Prenn, Leiter der Suchtberatungsstelle SUPRO, zur Entwicklung: Wie in anderen Ländern habe auch in Österreich die Einführung eines Rauchverbots in der Gastronomie zu einem Rückgang geführt. Seit Ende 2019 gilt dieses Verbot. Bei den Stellungspflichtigen aus Vorarlberg ist der Raucheranteil allein bei den letzten drei registrierten Geburtsjahrgängen von 27,1 auf die erwähnten 21,2 Prozent eingebrochen. Laut Prenn gibt es heute eben weniger Gelegenheiten, zur Zigarette zu greifen. Damit fallen auch Möglichkeiten weg, mit dem Rauchen anzufangen. Dazu kommt ein Verkaufsverbot von Tabakprodukten und verwandten Erzeugnissen, wie Wasserpfeifen, an Minderjährige.

Das klingt erfreulich. Prenn sieht jedoch ein größeres Problem: Es gibt zwar immer weniger Jugendliche, die rauchen, es besteht aber eine Ausweichbewegung zu ebenfalls gesundheitsschädigenden Alternativen. Dazu zählen Beutel, die unter der Lippe oder auch in der Backentasche platziert werden. Sie sind tabakfrei, aber nikotinhaltig. Das Nikotin wird über Trägersubstanzen wie Tees an die Mundschleimhaut abgegeben. Es „wirkt aufputschend und macht sehr schnell abhängig“, warnt SUPRO. Von den Herstellern werde eine Gesetzeslücke ausgenützt, so Prenn. Auch bei den Vorarlberger Jugendschutzbestimmungen hat man an Tabakprodukte gedacht, nicht aber nikotinhaltige Erzeugnisse erwähnt. „Das gehört schleunigst korrigiert“, fordert der Experte im Gespräch mit den VN: „Das wäre nur ein Formalakt.“

Junge Frauen sind in Österreich nicht stellungspflichtig. Die Wehrpflicht gilt ausschließlich für Männer. Für Frauen gibt es daher keine so aussagekräftigen Daten. Laut Prenn sinkt aber auch der Raucherinnenanteil. Oraltabake und Nikotinbeutel seien bei Frauen außerdem weniger verbreitet.

(Quelle: Vorarlberger Nachrichten 19.4.2022, JOH)