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Feiern unter Gleichgesinnten

Drei begeisterte Faschingsballbesucherinnen der Therapiestation Carina berichten

Wie jedes Jahr wurde im KH Maria Ebene der Fasching gebührend gefeiert. Eingeladen waren auch die Patientinnen und Patienten unserer ausgelagerten Station TS Carina. Eine Patientengruppe fand sich zusammen und bereitete sich mit improvisierten Faschingskostümen auf das Fest gemeinsam vor.

Während ihrer Therapiezeit sind Patienten und Patientinnen häufig mit ihren extremen Stimmungsschwankungen konfrontiert und der Entschluss auf einen Ball zu gehen, ist mit vielem auf- und ab verbunden. Es braucht oft große Überwindung um an solchen geselligen Ereignissen „nüchtern“ teilzunehmen.

In einer gemeinsamen Gruppenarbeit wurde der nachfolgende Bericht von drei begeisterten Ballbesucherinnen von der Therapiestation Carina zusammengestellt:

Der Hausball 

Am 4. Februar war der alljährliche Hausball im KH Maria Ebene unter dem Motto „Venezianischer Fasching“. PatientInnen und TherapeutInnen der Therapiestation Carina, TS Lukasfeld und KH Maria Ebene fanden sich um 20:00 im Turnsaal des Krankenhauses ein.

Die stationären PatientInnen gestalteten ein unterhaltsames, lustiges Rahmenprogramm. So wurde unter anderem das Ballett „Schwanensee“ von drei Männern im Tütü aufgeführt und als weiterer Programmpunkt „eine Stunde beim Psychiater“ „authentisch“ nachgespielt. Begleitet wurde der Abend von einem Alleinunterhalter, der PatientInnen wie TherapeutInnen erfolgreich auf das Tanzparkett lockte.

Belegte Brezel, Krapfen und Schaumrollen standen für den Hunger zwischendurch bereit. Ebenso wurden feinste alkoholfreie Cocktails an der Bar serviert.

Der Ball lief bis zum Schluss auf Höchsttouren. Um 23:00 fand eine Prämierung der sechs besten Kostüme statt, indem sie im Tanz gegeneinander bestehen mussten. Die Nominierten gaben sich euphorisch dem Wetttanzen hin und heizten dem Publikum ordentlich ein. Preislich gekürt wurden die Gewinnerinnen mit einem Geschenkskorb, bestehend aus frischem Obst aus der Region, Blumenvasen, Salatschüsseln und einer Musik CD. Es wurde getanzt bis zum Umfallen, gelacht, bis der Bauch schmerzte, gesungen, dass manch eine/r am nächsten Morgen heiser war.

Eines ist für uns noch ganz besonders wichtig zu erwähnen: es wurde ausgiebig gefeiert und genossen!

Die Herausforderung für uns als Patienten einer Therapiestation war die Erfahrung erstmals nüchtern zu feiern. In der Zeit vor unserer Entscheidung zu einer Langzeit Therapie kompensierten wir mit Alkohol und anderen Suchmitteln unsere Unsicherheiten und Ängste – vor allem in zwischenmenschlichen Beziehungen und beim Feiern. Sehr fördernd war deswegen beim Hausball, dass es so selbstverständlich zu sein schien, nichts  Alkoholisches zu trinken. Außerdem war der Abend sehr unterhaltend ausgelegt. Das Wissen, dass hier die Ballbesucher wahrscheinlich alle mit den selben Problemen zu kämpfen hatten (bezogen auf das Feiern), ließ unsere Ängste in den Hintergrund treten und stärkte das Genießen ungemein. Nach anfänglicher Scheu fanden wir uns sehr bald auch auf dem Tanzparkett wieder, lachten, sangen mit und hatten Spaß wie selten zuvor bzw. schon lange nicht mehr. Endlich alles „nüchtern betrachten“ und mit bekommen zu können, war eine sehr, sehr wertvolle Erfahrung und bestärkte uns hinsichtlich unserer Entscheidung zu einem abstinenten Leben.

Patientin J.H., 26 J. seit Dez.2014 Therapie
Patientin A.L., 46 J. seit Dez 2014 Therapie
Patientin H. T., 28 J. seit Jan. 2015 Therapie